Schifffahrtsgedichte
(Entstanden anlässlich einer Veranstaltung namens "Lange Nacht der Schifffahrt" oder so ähnlich, die irgendwann zwischen 2000 und 2005 im Museumshafen Berlin stattfand)
Lob des Fahrrads bei gleichzeitiger Anerkennung der Vorzüge des Schiffes
Das Schiff ist doch als Fortbewegungsmittel
Dem Fahrrad zweifelsohne unterlegen
In jeder Hinsicht. Nur vielleicht bei Regen
Da schlägt dem Schiff die Stunde des Triumphes
Und zwar aufgrund des wasserdichten Rumpfes:
Der Fahrradfahrer kann schlecht unter Deck.
PS: Das Fahrrad schlägt dafür nur selten leck.
Titel verschollen
Ach, ich verstehe leider nichts von Schiffen,
Bei uns gibt's so was nicht. Ich komm aus Bayern
Und schon bei wenig Seegang muss ich reihern
Ich weiß nur: Sie zerschellen oft an Riffen
An unsichtbarem Eis und steilen Kliffen
Dann rettet man sich in so kleine Boote
Und trotzdem gibt es immer reichlich Tote
Und auch wer überlebt, der ist gekniffen.
Er wird von Riesenkraken angegriffen
Von Seeräubern beklaut, von Kannibalen
Gegessen unter fiesen Ritualen ...
Zum Glück versteh ich nicht so viel von Schiffen.
Bewohner des Meeres
Der Schiffsbohrwurm, auch Teredo navalis
Der Kugelfisch, der so was wie kein Aal is
Vielborster, Bartwurm, Wenigfüßer, Qualle
die Unterseite der gemeinen Ralle.
(Die Oberseite lebt nicht mehr im Meer
Und fliegt stattdessen anderswo umher.)
Die Hörnchenschnecken und die Fechterschnecken
Und andre Schnecken, die noch schlechter schmecken
Zehnfußkrebs, Pärchenegel, Krake -
Die leben in der kalten nassen Lake
Und nur wenn sich die Fischer mal erbarmen
Dann dürfen sie ins Trockene, die Armen.
Übersetzerklage
Wir hassen die Stürme, die brausenden Wogen
Die christliche Seefahrt in Bausch und in Bogen
In Büchern und Filmen. Wir sehn's mit Entsetzen,
Weil: Irgendwer muss ja den Scheiß übersetzen.
Das Untermarssegel! Die Oberbramstenge!
Das laufende Gut! Und davon gibt's ne Menge!
Das Kreuzen und Halsen nach Süden und Norden,
Ach, wär man doch nie Übersetzer geworden
Sondern stattdessen Maurer! Besonders hassen
Wir die Vorholer der Vor-Obermarsbrassen!
Die Bugsprietpardune, die Bramlangsaling!
Und dann noch die hundsmiserable Bezahling!
Zwei Euro die Stunde, wenn man's versteuert.
Wer da recherchiert, der ist doch bescheuert.
Ab heute heißt Steuerbord rechts, Backbord links,
Und das ganze andere Zeug einfach: Dings.
Ein Gedicht über Wasser
Dieses Gedicht kommt mir beim Wiederbetrachten 2016 ganz unbekannt vor, ich glaube, es ist gar nicht von mir.
Wasser, du Verlässliches
Mal Nasses, mal nur Nässliches
Was geht nur, Wasser, in dir vor?
Wie krieg ich dich aus meinem Ohr?
Wie wird mir, wenn ich dich befühl,
Geheimnisvolles Molekül?
Ich steck den Kopf in dich hinein
Und doch fällt mir zu dir nichts ein.
Nein, so was kommt mir nicht ins Haus
Ich trink dich, Wasser, einfach aus.